
5 ungewöhnliche Artikel
aus dem Archiv von The Glenlivet
Vor zehn Jahren war Chris noch als Biologe für die kanadische Regierung tätig – weit entfernt von der rauen Landschaft der Speyside. Der Whiskykenner hatte jedoch Ambitionen, die weit über ein gelegentliches Gläschen hinausgingen. Im August 2008 kam er nach Schottland, um aus seiner Leidenschaft einen Beruf zu machen. Innerhalb von drei Tagen bekam er einen Job in der The Glenlivet-Destillerie.
Heute ist er als offizieller Archivar des Unternehmens für die annähernd 200-jährige Geschichte des Single Malt zuständig, mit dem alles begann.
Chris sagt: „Ich kam an einem Samstag im August an, und am Montagmorgen hatte ich hier bereits einen Teilzeitjob als Gästeführer. Ich habe einfach angerufen und gefragt! Wir von The Glenlivet sind stolz auf unsere Tradition: Alles, was wir tun, dreht sich um unsere Tradition und um unsere Leute.“
„Das Archiv hat sich erst in den letzten Jahren so richtig entwickelt. Wenn Sie vor fünf Jahren hier gewesen wären, hätten Sie den Ort nicht wiedererkannt. Zu der Zeit standen hier nur Regalreihen.“
Tatsächlich besteht eine weitere von Chris’ Aufgaben in der Ergänzung der Sammlung, und er durchkämmt regelmäßig die Weiten des Internets nach Dingen aus der Geschichte von The Glenlivet, um die wachsende Sammlung zu erweitern, wie etwa der Brief von Charles Dickens.
Bei solch einer umfangreichen Sammlung fällt die Auswahl natürlich nicht leicht, aber dies sind wohl die fünf ungewöhnlichsten Funde von Chris, die sich im Archiv von The Glenlivet befinden:
THE GLENLIVET INDENTURE
Die „Indenture“ ist eine 1884 von allen Destillerien der Speyside unterzeichnete Vereinbarung, mit der ein für alle Mal festgelegt wird, dass The Glenlivet als einzigem Whisky das Recht zukommt, diese offizielle Bezeichnung zu verwenden.
Chris sagt: „In der Schlussfolgerung heißt es, dass es nur einen ‚The Glenlivet‘-Whisky geben kann, dass aber andere Destillerien ‚Glenlivet‘ als Bestandteil ihres Namens verwenden können. Dies hebt The Glenlivet von allen anderen Whiskys ab. In Bezug auf geistiges Eigentum ist dies wahrscheinlich das wichtigste Dokument. Es lag in einer Einkaufstasche auf dem Regal. Als wir es geöffnet haben, trauten wir kaum unseren Augen. Deshalb ist es ein bisschen verknittert.“

BRIEFTASCHE UND UNIFORM – COLONEL GEORGE SMITH GRANT (1845–1911). NEFFE VON COLONEL JOHN GORDON SMITH
In einem Metallkoffer in dem Archiv bewahrt Chris genau die Uniform auf, die Colonel George Smith Grant, der dritte Besitzer der The Glenlivet-Destillerie, in seinem gemalten Porträt trägt. Es wird mit Stolz in der Guardians Library der The Glenlivet-Destillerie gezeigt.
Chris erklärt: „Das ist die Militäruniform von Colonel George Smith Grant. Es ist eine Offiziersuniform der Gordon Highlanders [ein Linieninfanterieregiment der britischen Armee, das 113 Jahre lang, von 1881 bis 1994, existierte].
Wir hatten die Kleidung lange Zeit in einem alten Uniformkoffer der Gordon Highlanders aufbewahrt und ließen sie dann im letzten Jahr restaurieren. Sie mussten sie etwa sechs Monate lang einfrieren, um die Bakterien zu vernichten. Wir haben den Hut, die Hutschachtel, in der dieser aufbewahrt wurde, und den Federbusch, der als Verzierung diente. Von der Größe her müssten es wohl Gänsefedern sein.
Dafür, dass sie 120 Jahre alt ist und 100 Jahre lang in einer Metallkiste lag, muss ich sagen, dass sie sich in einem guten Zustand befand! Als wir die Kiste geöffnet haben, lagen darin Zeitungen vom Beginn des 20. Jahrhunderts.“

FLASCHE AUS „DIE MUMIE“
The Glenlivet hat schon mehrfach eine Rolle in Kinofilmen gespielt. Unser berühmter Speyside-Whisky war unter anderem in den Filmen „Anchorman“, „Ein Mann – ein Mord“, „The Birdcage“ und „Die Mumie“ zu sehen.
Chris nimmt die Flasche aus dem Film „Die Mumie“ aus dem Jahr 1997 in die Hand und sagt: „Sie ist in dem Film zu sehen. Sie sitzen am Lagerfeuer und trinken aus dieser Flasche. Die Produktionsfirma hat mit dem Archivteam zusammengearbeitet, um eine historisch akkurate Replik der Flasche anzufertigen.“

DIE NACHRUFE AUF GEORGE SMITH
Die in dem Archiv aufbewahrten, nach dem Tod unseres Gründers George Smith im Jahr 1871 verfassten Nachrufe zeugen von seinem starken Charakter und seiner gesellschaftlichen Bedeutung in der Speyside.
Chris sagt: „Die Nachrufe zeigen, dass George neben seiner Bestimmtheit und seinem starken Willen auch Großherzigkeit und Freundlichkeit ausgezeichnet haben. Sie sind fast wie für ihn verfasste Biografien, und sie bieten wirklich gute Beschreibungen seiner Persönlichkeit. Es finden sich darin kaum ‘harte Fakten’ wie sie in modernen Nachrufen enthalten sind. Es geht vielmehr stets um die Tiefe seines Charakters. Dass nach seinem Tod diese Art von Nachrufen verfasst wurde, zeigt, dass er ein guter Mensch gewesen sein muss. Sie sind eine echte Hommage an George.“

FRÜHE WERBUNG
Eingebettet in die Archive findet sich ein Zeitungsausschnitt aus dem Caledonian Mercury von 1834, für den George Smith einen Text für die Titelseite verfasst hat, der laut seiner Aussage „wichtig für Kenner des Whisky“ war.
Chris sagt: „Wir haben viele Zeitungsausschnitte in dem Archiv. In diesem aus dem Jahr 1834 schreibt George Smith selbst, dass die Leute anfangen, seinen Whisky zu kopieren. Im Grunde schreibt er auf der Titelseite: ‘Kopiert nicht meinen Whisky!’ Man muss sich klarmachen, dass es tatsächlich noch 50 Jahre gedauert hat, bis die Indenture-Vereinbarung beschlossen wurde.“
